Kirche aktuell

Kanton zeichnet interkulturelle Katechese aus

Kanton zeichnet interkulturelle Katechese aus
Arnold Landtwing
Arnold Landtwing
10. Juli 2014

Gesellschaftliche Integration findet auf allen gesellschaftlichen Ebenen statt. Deshalb hat die Zürcher Fachstelle für Integrationsfragen der Direktion der Justiz und des Innern einen Wettbewerb „Innovationspreis Integration“ ausgeschrieben. Eine hochkarätige Jury begutachtete die einzelnen Wettbewerbsbeiträge und kürte die Siegerprojekte. Eindrücklich an diesem Abend: alle Reden wurden simultan in Gebärdensprache übersetzt.

Die ersten drei Ränge gingen an private Projekte, die neue Wege zur Integration von Migrantinnen und Migranten beschreiten und für die ein finanzieller Beitrag wie das Preisgeld von unschätzbarem Wert ist.

Hier ein kleiner Bericht mit Eindrücken von der Preisverleihung in Frau Gerolds Garten.

Innovationspreis Integration (3)

Innovationspreis Integration (3)

Mit grosser Freude nahmen auch die Vertreterinnen des Synodalrats zur Kenntnis, dass die Fachstelle Religionspädagogik auf dem vierten Platz mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet wurde.

Unterrichtsmaterial für gehörlose oder schwerhörige Menschen

Der 1. Preis ging an den Verein DIMA , dessen Sprachschule zweisprachiges Unterrichtsmaterial (Deutsch und Deutschschweizerische Gebärdensprache) entwickelt. Gehörlose oder schwerhörige Menschen haben oftmals Migrationshintergrund und laufen deshalb in Gefahr gleich mehrfach ausgeschlossen zu sein.

Die Dankesrede war selbstverständlich in Gebärdensprache gehalten – was den meisten anwesenden Hörenden einen Eindruck vermittelte, was es bedeutet, auf den Hörsinn verzichten zu müssen. Da war die Simultanübersetzung in gesprochene Sprache nicht nur hoch willkommen, sondern auch notwendig.

Kunst führt Menschen und Kulturen zusammen

Der zweite Preis ging an den Verein Expo Transkultur . Der Verein fördert die Integration durch Motivation, Planung und Durchführung gemeinsamer Aktivitäten von Immigranten und Einheimischen. Im Fokus stehen ein jährliches Kulturevent und diverse Workshops.

Im Jahr 2014 trägt dieser Kulturevent den Namen «ExpoTranskultur – mein Quartier, unser Quartier» und findet im Oktober im Zürcher Gemeinschaftszentrum Affoltern statt.

Der dritte Preis ging an das Projekt «Unternehmertum in der Schweiz -Emprendedores en Suiza». In Seminaren wollen die Initiantinnen interessierten Migrantinnen und Migranten aus verschiedenen Ländern Hilfestellung für die Gründung einer eigenen Firma geben. Die Nutzung von Erfahrung, Bildung, Motivation, Kreativität und Talent soll gefördert werden.


Mit der lobenden Erwähnung wurde die Fachstelle Religionspädagogik für das Projekt der Interkulturellen Katechese ausgezeichnet. Die interkulturelle Katechese wurde entwickelt, um den Austausch zwischen deutsch-sprachigen Ortspfarreien und fremdsprachigen Missionen zu fördern. Das interkulturelle Lehrmittel ist in Deutsch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch erschienen und fördert damit die Integration.

Innvoationspreis Integration (1)

Innvoationspreis Integration (1)

Dieses Lehrmittel erarbeiteten Katechetinnen verschiedener Missionen unter Leitung von Uta-Maria Köninger, die feststellt:

„Wir können uns gegenseitig so sehr bereichern mit unseren unterschiedlichen Ausdrucksformen für denselben Glauben. Die Schätze der verschiedenen Kulturen spiegeln sich in dem Lehrmittel.“

Stark ist nur, wer Unterschiede anerkennt

Die Laudatio für die Fachstelle hielt Dr. Sandro Cattacin, Soziologieprofessor an der Universität Genf:

Laudatio Innovationspreis Integration

Laudatio Innovationspreis Integration

„Stark ist nur, wer Unterschiede anerkennt. Das hat die SVP noch nicht begriffen, die katholische Kirche schon. Seit langem, wenn wir es genau nehmen. Schwierigkeiten hatte sie katholische Kirche vor allem dann, wenn sie Unterschiede bekämpfte. Kreuzzüge gingen schief und erst 1291 wurde die Übung der Eroberung der heiligen Länder aufgegeben. Auch die Reformation wurde erst mit Mühe verdaut. Das Toleranzedikt von Nantes 1598 brachte zumindest unter Christen eine gewisse Ruhe. Doch bekämpfte die katholische Kirche nicht nur andere Religionen, auch intern differenzierten sich die Positionen und ständige Richtungskämpfe prägen den Alltag. Abspaltungen und Anerkennungsdynamiken sind und waren die Konsequenzen. Auch die mobile Welt stellt die Kirche vor Fragen, wie sie mit Unterschieden in der religiösen Praxis umgehen sollte. Auch hier ist der Diskurs der Abspaltung immer wieder zu hören. Das Projekt (Interkulturelle Katechese), von dem ich hier spreche, geht einen anderen Weg. Personen mit unterschiedlichen sprachlichen und praktischen Erfahrungen im Zugang zur katholischen Religion werden in der Katechese thematisiert, Gemeinsamkeiten werden dabei herausgearbeitet und gelernt, Unterschiede zu respektieren.  Das ist das Ziel des Projektes einer pluralistischen Katechese der Fachstelle für Religionspädagogik der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, das wir zwar nach intensiver interner Diskussion im Preiskomitee nicht küren, doch hier lobend erwähnen möchten.“

Innovationspreis Integration (5)

Innovationspreis Integration (5)