Gestatten, Paul Betschart, Direktor Freie Katholische Schulen Zürich
Er ist seit Mitte Juli 2014 neuer Direktor der Freien Katholischen Schulen Zürich : Paul Betschart. An der Universität Zürich studierte er Anglistik, Germanistik und Psychologie und unterrichtete während 28 Jahren an den Kantonsschulen Rämibühl und Stadelhofen (hier zw. 2003 und 2011 Prorektor) das Fach Englisch.
Bewährte Alternative seit 90 Jahren
Die Freien Katholischen Schulen Zürich unterrichten an den drei Standorten Kreuzbühl , Sumatra und Wiedikon in der Stadt Zürich rund 600 Schülerinnen und Schüler. Das Angebot umfasst mit der Primar-, Sekundar- und Gymnasialstufe sowie dem 10. Schuljahr vier Tagesschulen. Wir sitzen im kleinen Büro des Direktors der Schule an der Sumatrastrasse 31.
Wo Forderung und Förderung sich gegenseitig ergänzen
Für ihn seien die Freien Katholischen Schulen Zürich schon immer ein Begriff gewesen, ein positiv besetztes Label in der Schullandschaft, meint Paul Betschart im Gespräch.
«Mich fasziniert die Vorstellung, die Entwicklung des Kindes zum Jugendlichen auf drei Stufen mitverfolgen zu können. Es ist dies eine der Stärken der Katholischen Schulen. Wir setzen auch auf Offenheit und Dialog und präsentieren uns als Mischung von klaren Forderungen und fördernder Zuneigung.»
Wie eine grosse Familie
«Ich habe hier eine richtige Familie angetroffen», sinniert Paul Betschart. «Ein Ort, wo Beziehungen und Freundschaften aufgrund der Kleinheit und Überschaubarkeit wachsen. Man kennt sich quer durch den Betrieb: Schüler, Lehrerinnen, Abwart, Sekretärin, Kantine-Koch.» Klar habe der Umstand, dass die Schule an drei Standorten zu Hause sei, organisatorisch und operativ auch Nachteile und bedeute eine grosse Herausforderung.
Überschaubare Organisation mit individueller Hauskultur
Als Direktor aller Schulen kommt Paul Betschart der Auftritt nach aussen zu (inklusive Homepage), das Ansprechen potentieller Eltern zukünftiger Schülerinnen und Schüler. Er steht der Rektorenkonferenz vor, verantwortet die Wahl der Lehrpersonen und die Organisation nach innen mit der Koordination der Sekretariate und Hauswarte sowie der Infrastruktur. Dazu gehören auch der IT-Bereich und das Intranet. «Dabei ist mir wichtig, dass bei aller Koordination und Abstimmung die Freiheit für eine individuelle Hauskultur der einzelnen Schulen erhalten bleibt.» Der Direktor führt die Schule und ist dem Schulrat unterstellt. Er informiert diesen regelmässig über die Aktivitäten an den Schulen. Dem Schulrat gehören u.a. auch Generalvikar Josef Annen, Angelica Venzin, Synodalratsmitglied und der Präsident des Stadtverbandes , an.
Das wichtigste Kapital? Lehrerinnen und Lehrer!
Direktor Betschart ist sich bewusst, dass eine Privatschule gegenüber den öffentlichen Schulen etwas Zusätzliches, Spezielles anbieten muss. Das wichtigste Kapital der Katholischen Schulen sind für ihn die Lehrerinnen und Lehrer.
«Ihnen kommt eine Magnetfunktion zu. Als eigentliche Leuchttürme prägen sie die Schülerinnen und Schüler entscheidend mit. Die persönliche Betreuung, auch ausserhalb der Schulstunden, wird bei uns sehr gross geschrieben. Das Wohl der Kinder und deren Freude am Lernen sind für uns zentral. Daher schenken wir der Auswahl der Lehrkräfte unsere besondere Aufmerksamkeit.»
Übertritt in nächsthöhere Stufe ohne Nervosität
Die Schulen können auch als überschaubare Organisation punkten. «Es sind diese Feinheiten, die das Zusammenleben und den Zusammenhalt prägen. Man trifft sich, spricht miteinander und macht gemeinsame Erfahrungen in der Mensa, bei den Hausaufgaben und im Lager. Die Schülerinnen, Schüler und Eltern werden zudem auf den Übertritt in die nächsthöhere Stufe gezielt vorbereitet. Damit lassen sich Ängste und Nervosität minimieren.» Hier weist Betschart auf eine Entwicklung hin, die im Zürcher Kantonsrat vor einem Jahr viel zu reden gab und Anfang 2015 von der NZZ aufgegriffen wurde. «Gegen den Protest der Bildungskommission sprach sich das kantonale Parlament bei der Aufnahme ins Kurzgymnasium für die Streichung der Vornoten aus der Sek aus. Für die Aufnahme ins Kurzgymnasium zählen damit nur noch die Leistungen am Prüfungstag.“
„Im Gegensatz zu dieser Regelung an den Kantonsschulen, zählen bei uns am Gymnasium die Vornoten für eine über ein ganzes Semester erbrachte schulische Leistung weiterhin.» Paul Betschart, Direktor FKSZ
Gelebte Werte
Eine Privatschule, die «katholisch» im Titel trägt, verpflichtet sich. Paul Betschart zu den Werten: «Die Freien Katholischen Schulen stehen für eine weltoffene und ganzheitliche Bildung auf dem Fundament christlich-humanistischer Grundwerte, heissen aber Familien aller Religionsgemeinschaften willkommen.
Wir sprechen nicht nur über unsere Werte, sondern leben diese auch.
Das zeigt sich in der wohlwollenden Haltung unseren Schülerinnen und Schülern gegenüber. Das Erfahren von Respekt, Dialog sowie Vertrauen gibt Halt und Orientierung. In diesem Umfeld fühlen sich Kinder und Jugendliche ermutigt und fähig, gesteckte Ziele zu erreichen.»
Bezahlbare Privatschule auch für weniger privilegierte Familien
Es sind nicht nur privilegierte Eltern, die ihre Sprösslinge in die katholische Privatschule schicken können. Dank der finanziellen Unterstützung durch katholische Institutionen, Kirchgemeinden und die Katholische Kirche im Kanton Zürich (insgesamt über 5 Mio. Franken jährlich, davon gut 2,5 Mio. Franken aus der Zentralkasse der Körperschaft) und weiteren Organisationen sind die Schulen in der Lage, ein Schulgeld festzusetzen, das wesentlich unter den Selbstkosten liegt. Und die Eltern werden einkommensabhängig eingestuft. Seitens der öffentlichen Hand fliesst kein Geld an die Katholischen Schulen.
Vertrauensvoll in die Zukunft
Das Schulhaus Kreuzbühl am Stadelhofen ist aktuell eine Baustelle. «Mit dem neuen Bau steht ab dem Schuljahr 2015/2016 aber nicht nur eine moderne Infrastruktur bereit, sondern neu können hier Kinder die 4. und 5. Klasse und ein Jahr später auch die 6. Klasse besuchen», freut sich Betschart. «Für das Schuljahr 2016/2017 ist zudem die Einführung des Langzeitgymnasiums geplant.“
„Eltern können also ihr Kind ab der 4. Primarschulklasse den Katholischen Schulen anvertrauen und später mit einem Sekundarabschluss oder der Maturität wieder in Empfang nehmen.»
Paul Betschart (58) ist in der Stadt Luzern aufgewachsen, hat dort die Schulen besucht und wohnt heute in Uetikon a. See. Er zieht sich gerne ins Tessin zu Lesen und Wandern zurück. Die Welt der Träume, Legenden und Märchen faszinieren ihn besonders. Zu seinen Lieblingsmärchen zählt «Der Eisenhans».
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