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Freier Fall - oder: Was hat die Ski-WM mit dem Leben zu tun?

Freier Fall - oder: Was hat die Ski-WM mit dem Leben zu tun?
Arnold Landtwing
Arnold Landtwing
06. Februar 2017

Mehr als wir denken! Darum gibt dieses Wort zum Sonntag hoffentlich nicht nur mir zu denken.

Als „schnell, fesselnd und legendär“ präsentieren sich die Alpinen Skiweltmeisterschaften, die am 6. Februar in St. Moritz starten. Ich kann mir vorstellen, dass viele schon jetzt gespannt darauf warten und so ein Kribbeln spüren – schliesslich sorgt ein Heer von Technikern und Kameraleuten dafür, dass wir im Fernsehen jeden Meter Fahrt hautnah miterleben können.

Das Kribbeln beim freien Fall

Ein besonderes Kribbeln und einen hohen Puls nehmen auch die Skirennfahrer wahr, wenn sie am Start der Abfahrt stehen: Vor ihnen gibt es nur eine Panoramaaussicht in die Berge, der Rest ist freier Fall.

„Freier Fall“ – Genau so heisst der Start unter dem Gipfel des Piz Nair. Und er ist es auch: Der oberste Teil der Piste weist ein Gefälle von 100% auf. Die Fahrer stürzen sich praktisch in den freien Fall und beschleunigen innerhalb ein paar weniger Sekunden auf 140 km/h. Im Fall eines Sturzes fangen gut verankerte Sicherheitsnetze auf und bewahren hoffentlich vor dem Schlimmsten.

Gut verankerte Sicherheitsnetze

Ich kann nicht Skifahren, aber ich weiss: Wenn ich mit 140 km/h auf dem Tacho auf der Autobahn erwischt werde, kriege ich eine Busse. Und was ich auch weiss: Sollte ich einmal unversehens im freien Fall sein, dann wäre ich froh um ein Netz, das mich auffängt. In meinem Leben sind das Beziehungen und Freundschaften, die einfach da sind- Im entscheidenden Moment. Am richtigen Ort. Und: Gut verankert.

Gerade um eine gute Verankerung muss ich mich jedoch frühzeitig kümmern. Wer Beziehungen und Freundschaften pflegt und den Kontakt vertieft, der sorgt für eine Verankerung, auf die er vertrauen darf. Da wissen wir, wie das geht.

Verankerung in Gott

Spiritualität und der Glaube an Jesus Christus sind auch solche Verankerungen. Wie können wir diesen Sorge tragen? Quer durch das Jahr kennen wir viele tiefsinnige und symbolstarke Zeichen und Rituale im Glauben: Am Adventskranz eine Kerze nach der anderen anzünden bis es Weihnachten ist. Brot vor dem Anschneiden segnen. Miteinander beten. Osterlicht, das an das ewige Leben erinnert nach Hause in die Stube holen. Mit geweihtem Wasser jemanden segnen. Diese und viele andere Zeichen und Rituale verbinden im Feiern von besonderen Situationen und Zeiten mit dem Leben und mit Gott. Sie tragen und fangen auf.

„Ich lasse dich nicht fallen“

Vielleicht möchten Sie jetzt am liebsten an den Bildschirm klopfen und rufen: „Und was ist, wenn diese Zeichen und Rituale wie eine Fremdsprache sind, die man nicht mehr versteht – oder sogar: „bewusst nicht mehr will?“. Da habe ich weder eine Antwort noch ein Rezept, sondern nur die Erinnerung an ein Versprechen von Gott: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht. Sei mutig und stark.“ (Jos 1,5b-6a): Das hat er vor gut 3000 Jahren einem versprochen, der Josua geheissen hat und in einer ausweglosen Situation war. Dieses Versprechen ist heute noch gültig. Es gilt mir, es gilt Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser.

Gott lässt uns nicht fallen, auch wenn wir vielleicht in eine Situation geraten, in der wir den Eindruck haben, wir seien im freien Fall. Auf ihn vertrauen braucht Mut und Stärke. Das wünsche ich Ihnen für den Sonntag… und weit darüber hinaus.

Wort zum Sonntag vom 04.02.2017