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En Guete: Der Leibgardist mit den Leibrezepten

En Guete: Der Leibgardist mit den Leibrezepten
Redaktionsteam
Katholische Kirche im Kanton Zürich
Die Beiträge im Blog geben die Haltung der Autoren wider und müssen nicht in jedem Fall mit der offiziellen Haltung der kirchlichen Körperschaft übereinstimmen.
Katholische Kirche im Kanton Zürich
12. Januar 2015

Als Gardist ist er Leibwächter von Papst Franziskus. Als Koch ist er jedoch auch leiblichen Genüssen zugewandt: David Geisser. Und beides kombiniert führt zu einem einzigartigen Einblick in den Vatikan und die Lieblingsrezepte von Papst über Kardinal bis Gardist.

Einmal Gardist, immer Gardist

Bahnhof Stadelhofen, mittags um 11 Uhr. Bereits als er um die Ecke biegt, fällt er auf: Gerade Haltung, strammer Schritt, mit wachem Blick zielgerichtet unterwegs. Er: David Geisser, im Zürcher Oberland beheimatet, derzeit Gardist in der Schweizergarde und erfolgreicher Autor mehrerer Kochbücher: das neueste Werk „Buon appetito – Rezepte, Geschichten und prominente Portraits“ .

Neugierig geworden, hat sich Arnold Landtwing mit David Geisser in Zürich getroffen, um Hintergründe auszuloten. Selbstverständlich bei einem Mittagessen. Libanesisch.

Für Zürich ist es ein strahlender Herbsttag, begleitet von leichtem Biswind. Für den soeben bei 22 Grad aus Rom angereisten Gardisten ein Temperatursturz in den einstelligen Bereich. So ist David Geisser froh, dass wir uns nach ein paar Schritten durch die Altstadt in die Wärme eines gemütlichen kleinen Restaurants zurückziehen können.

Kochbuch Schweizergarde

David Geisser präsentiert sein neues Buch „Buon appetito“_FOTO_Arnold Landtwing

Wie der Vater, so die Söhne

Dass er sich zu einem Dienst in der Schweizergarde entschieden hat, ist nicht wirklich verwunderlich: Bereits sein Vater war Gardist. Nach den Schüssen auf Papst Johannes Paul II . war er einer der ersten, welche den Attentäter Ali Agca neutralisierten. Heute leistet David zusammen mit seinem Bruder Simon den Dienst.  Bei der Frage, warum sich ein junger, erfolgreicher Mann entscheidet, sich in die kleine Welt des Vatikans zurückzuziehen, lächelt der Gardist verschmitzt: „Da gibt es ganz viele Gründe dafür. Zum Beispiel, weil ich fasziniert bin vom Papst, von spannenden Persönlichkeiten, die im Vatikan ein und aus gehen, von der Kirche und der Stadt Rom überhaupt.“ Nach einem kurzen nachdenklichen Moment fügt er an:

„Weil mir mein persönlicher Traum wichtiger war als wirtschaftlicher Erfolg. Insofern wollte ich in der Schweizergarde zur Ruhe kommen.“

David Geisser, der Senkrechtstarter

Wirtschaftlicher Erfolg? Zur Ruhe kommen? Wer den Namen David Geisser im Internet sucht, wird schnell und umfassend fündig. Bereits in jungen Jahren sorgte er mit seinen ersten Kochbüchern derart für Aufsehen, dass Kurt Aeschbacher ihn in eine TV-Sendung einlud.

Das mit dem Zur-Ruhe-Kommen dauerte gerade mal bis zum Rekrutierungsgespräch. Dem Kommandanten war der ausserordentliche Leistungsausweis des jungen Mannes auch aufgefallen. Was war da naheliegender als ihn gleich beim ersten Gespräch zu fragen, ob er es sich vorstellen könnte, im Zusammenhang mit der Schweizergarde ein Buchprojekt zu realisieren? Und dann kam es wie es musste, wenn Geisser etwas anpackt:

Der Blick geht weit über den eigenen Tellerrand und die Töpfe der Gardeküche hinaus. Das Buch bietet neben Rezepten auch Geschichten und Portraits besonderer Persönlichkeiten.  Im Vatikan war Geisser an bester Quelle, um Offiziere über Kardinäle bis sogar zum Papst als Quelle anzapfen zu können.

Für Europäer gewöhnungsbedürftig: Dulce de Leche

So gab Papst Franziskus über seinen Sekretär sein Lieblingsdessert preis: Dulce de leche.

Rezept Dulce de Leche_COPYRIGHT_www.weberverlag.ch

Rezept Dulce de Leche_COPYRIGHT_www.weberverlag.ch

Dulce di leche ist in Argentinien sehr verbreitet, für europäischen Gaumen jedoch gewöhnungsbedürftig. Sogar für David Geisser war dieses süsse Getränk das überraschendste Rezept, das ins Buch Eingang gefunden hat: immerhin werden 1,5 kg Zucker 2,5 Litern Milch beigefügt und dann das Ganze eingekocht. Eine richtiggehende Zucker- und Kalorienbombe.

Vorbildliche Produktion heisst sorgfältiger Umgang mit Nahrungsmitteln

Wer schon Rezepte aus Kochbüchern nachgekocht hat, wundert sich immer, dass auch bei peinlich genauem Befolgen das Resultat irgendwie anders aussieht als das abgebildete Foto im Buch. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man weiss, dass für das Optimale Bildresultat die Speisen mit Chemie speziell behandelt werden. Mit der Konsequenz, dass sie nachher nicht mehr geniessbar sind und weggeworfen werden müssen. Ein grosses Thema ist „Foodwaste“ , die Tatsache, dass gut ein Drittel aller Lebensmittel im Abfall landen, während dem Millionen von Menschen Hunger leiden oder gar daran sterben. Wie ist David Geisser bei der Produktion für das Kochbuch der Schweizergarde mit diesem Zwiespalt umgegangen?

Auf diese Frage hat er geradezu gewartet. Mit Nachdruck erzählt er, wie er jedes Rezept mehrfach nachgekocht hat, bis er von Menge, Zutaten und Zubereitung überzeugt war.

Nach ausgeklügelter Planung für Zubereitung, Kochen, passender Dekoration und Fotografieren wurde alles genüsslich verspiesen.

Das dürfte auch seinen Kameraden immer wieder mal besonders geschmeckt haben. Die grossformatigen Bilder im Buch lassen beim Betrachten das Wasser im Munde zusammenlaufen und beweisen: Es geht auch nachhaltig und ohne Foodwaste. Davon dürfen sich andere Autoren durchaus eine Scheibe abschneiden und sich das Vorgehen von David Geisser als Richtschnur nehmen.

Ein Kochbuch mit Leibrezepten aus der Leibgarde des Papstes? Das ist ungewöhnlich, überraschend und muss auch spannend sein. Dass dieses Buch das Potenzial zu einem Bestseller hat, realisierte der Verlag schnell, denn so etwas hat man noch nie erlebt. Die Pressekonferenz mit der Buchvorstellung war kaum beendet, als bereits erste Reaktionen eintrafen und die zahlreichen Nachfragen aus der ganzen Welt ein grosses Interesse signalisierten. So ist die Chance gross, dass nach der Ausgabe in Deutsch bereits im Jahr 2015 Übersetzungen in Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch folgen werden.

Mit was überrascht Geisser das nächste Mal?

Wer David Geisser begegnet ist und ihn kennengelernt hat, ahnt: In diesem jungen Mann steckt ein riesiges Potenzial und vielfältige Kreativität. Von ihm wird man noch hören.

Im Moment leistet er noch Dienst in der Schweizergarde, die zweijährige Verpflichtung läuft jedoch bald aus. Ob er noch eines oder mehrere Jahre „anhängt“, bleibt offen, denn: Auch wenn er ein erfolgreicher Koch und Autor ist, sein Herz schlägt für die Schweizergarde. Und auch für seine Freundin, die er nach dem Interview zum Kaffeetrinken trifft. Wir mögen ihm diese raren ruhigen Momente gönnen.

Wer mehr Informationen über David Geisser und seine früheren Kochbücher sucht, findet sie auf seiner Homepage www.david-geisser.ch oder Facebook

Wir bedanken uns beim www.weberverlag.ch für die Erlaubnis, das Originalrezept aus dem Buch abdrucken zu dürfen.

ISBN 978-3-03818-016-6
Preis: CHF 59.- inkl. MwSt. und Versand
www.weberverlag.ch