Kirche aktuell

Dreikönig: Für Jesus nur das Beste. Mich.

Dreikönig: Für Jesus nur das Beste. Mich.
Arnold Landtwing
Arnold Landtwing
05. Januar 2015

Waren Kaspar, Melchior und Balthasar Weise, Sterndeuter oder Könige? Fehlanzeige! Weder Namen noch Herkunft kennen wir. Und dass sie zu dritt zur Krippe kamen, das wird aus den Geschenken von Gold, Weihrauch und Myrrhe gefolgert. Trotz — oder gerade wegen — den vielen Fragen schlummert im Dreikönigsfest eine handfeste Provokation, die uns heute zu denken geben sollte.

Der Evangelist Matthäus ist der einzige, der von den Sterndeutern, ihrem Besuch und den Gaben berichtet:

„Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er liess alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und liess sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr grosser Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“ (Mt 2,1-12)

Trotz vielen offenen Fragen steckt in der Geschichte der drei Könige eine tiefe Weisheit, die uns auch heute viel zu sagen hat:  Es geht um die Erkenntnis der Göttlichkeit und der Königswürde von Jesus.

Dreikönig? Epiphanie? Erscheinung des Herrn?

Die eigentliche Bezeichnung des Festes lautet denn auch „Epiphanie“ (Erscheinung, Offenbarwerdung) oder, wie wir es heute nennen, das Dreikönigsfest. Ursprünglich waren Geburt Jesu und Anbetung der Weisen ein einziges Fest, das auf den 6. Januar datiert war. Im 4. Jahrhundert wurden daraus zwei Feste: Die Geburt Jesu am 25. Dezember und Epiphanie am 6. Januar.

Die Heiligen Drei Könige sind die Weisen, die dem Stern folgten und schliesslich zur Krippe kamen. Damit sind sie die ersten, welche die Göttlichkeit Jesu erkannten.

Kaspar, Melchior und Balthasar?

Seit dem 9. Jahrhundert werden die drei Könige mit den Namen Kaspar, Melchior und Balthasar bezeichnet. Bereits in den ältesten Darstellungen vertreten sie die verschiedenen Lebensalter sowie verschiedene Erdteile. Allen drei gemeinsam ist, dass sie als Heiden als erste die Göttlichkeit und die Königswürde von Jesus erkennen, ihn mit ihrer Huldigung als Herrscher anerkennen und ihm die kostbarsten Gaben der damaligen Zeit bringen.

  • Melchior („König des Lichts“) als ältester der drei Könige kniet vor der Krippe, ist ein Vertreter Europas. In vielen Darstellungen hat er seine Krone und sein Zepter neben der Krippe auf den Boden gelegt. Das Gold, das er bringt, steht für das Kostbarste und Wertvollste.
  • Balthasar („Gott schütze es“) trägt asiatische Gesichtszüge und steht hinter Melchior. Er ist ein Mann im besten Alter und hält in der Hand ein Weihrauchgefäss. Weihrauch steht für das Göttliche.
  • Kaspar als jüngster der drei Könige ist als Äthiopier ein Vertreter Afrikas. In einem edlen Gefäss bringt er Myrrhe mit. Myrrhe steht für das Menschsein und verweist auf den Leidensweg von Jesus.

Welche Provokation hält die Geschichte der drei König für uns heute bereit?

Gerade in der reichen Symbolik liegt nicht nur eine aktuelle Botschaft, sondern auch eine Provokation für die Kirche heute – und dies sowohl für gläubiges Kirchenvolk wie verantwortliche Würdenträger:

  • Die Weisen haben sich aufgemacht und ihren Alltag, ihre Macht, hinter sich gelassen, um einem Stern zu folgen. Wo trauen wir uns als Kirche heute, neue Wege zu gehen und einem Stern zu vertrauen?
  • Aus verschiedensten Teilen der Welt, aus unterschiedlichsten Kulturen und Religionen finden die drei Könige einen gemeinsamen Weg durch die Nacht. Wo bemühen wir uns heute als Religionen gemeinsam auf dem Weg zu sein?
  • Bei der Krippe angekommen, erkennen sie im Kind die Herrschaft Gottes und verneigen sich vor seiner Grösse. Wo bringen wir heute die Demut auf, uns vor dem Wehrlosesten zu verneigen und darin der Grösse Gottes die Ehre zu erweisen?

Fragen, die kurz nach Weihnachten am Anfang eines neuen Kalenderjahres stehen. Fragen, die uns ein ganzes Jahr lang herausfordern, jeden Tag aufs Neue. Das ist die Provokation, die im Dreikönigsfest verborgen ist. Wem die Erkenntnis dämmert, ist gefordert, ernst zu machen, das Kostbarste zu bringen, das er hat und alles Machtgehabe beiseite zu legen und demütig zu werden. Denn: Entscheidend ist die innere Haltung, nicht Äusserlichkeiten.