Achtsamkeit für die psychische Gesundheit
In unserer schnelllebigen Zeit spüren immer mehr Leute das Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung. Yoga-Kurse und Meditationsgruppen stossen auf immer mehr Anhänger und Interessenten.
Als Psychotherapeutin arbeite ich schon länger mit Achtsamkeits- und Entspannungsübungen mit meinen Klienten und Klientinnen bei der Jugendseelsorge . Vor allem bei Ängsten sind Übungen wie „Der sichere Ort“ oder auch gezielte Entspannungs- und Fokussierungsübungen hilfreich. Auch ich selbst meditiere und übe mich in der Achtsamkeit. Dabei orientiere ich mich vor allem an dem Ansatz von Jon Kabat-Zinn , dem Begründer des „MBSR- Mindfulness based stress reduction“- Ansatzes.
Wahrnehmen ohne zu urteilen
Es geht darum, seine Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Im Zentrum steht die Akzeptanz von dem, was gerade wahrgenommen wird. Dies können Gefühle, Körperempfindungen, Gedanken, visuelle Eindrücke oder Geräusche sein. Wichtig ist es, das Wahrgenommene nicht zu beurteilen. Es wird lediglich beobachtet, ohne zu werten.
Es gibt dazu einige formelle Übungen, wie den Body Scan oder die Sitz-Meditation. Beim Body Scan geht man mit der Aufmerksamkeit durch den ganzen Körper und nimmt bewusst alle Körperstellen wahr. Es ist völlig normal, dass man da ständig abgelenkt ist und mit der Aufmerksamkeit abschweift. Wenn man merkt, dass man abgelenkt ist, geht man einfach mit der Aufmerksamkeit wieder zurück zur Übung und macht dort weiter, wo man aufgehört hat. Das gehört dazu und wichtig ist, das Abschweifen selbst auch nicht zu werten, sondern zu akzeptieren.
Ritual wird zur Lebenshaltung
Die Meditation und Achtsamkeit sollte regelmässig praktiziert werden. Wenn man es in seinem Leben als Gewohnheit und Ritual einbaut, dann merkt man mit der Zeit, wie es zu einer neuen Lebens-Haltung wird. Je regelmässiger man diese Praktiken anwendet, desto stärker ist auch die stressreduzierende Wirkung. So stärkt man die Seele und den Geist. Zudem wurde auch gezeigt, dass sich bei regelmässigem Praktizieren auch die Konzentrationsfähigkeit und die Gesundheit allgemein verbessern.
Studien belegen, dass mithilfe der Meditation Beschwerden wie Depressionen und damit verbundene Angstzustände gelindert werden können. Man lernt, negativ Erlebtes und schlechte Gefühle anzunehmen und einen guten Umgang mit ihnen zu finden.
Natürlich reicht das Meditieren alleine nicht aus, um psychische Störungen und Krankheiten zu heilen. Aber es kann sehr unterstützend neben einer Psychotherapie eingesetzt werden. Der Einzelne kann somit eine Technik erlernen, die er selbst ohne grossen Aufwand und jederzeit und überall ausüben kann. Man bekommt so ein Gefühl der Selbstwirksamkeit, da man selbst etwas bewirken kann und etwas gegen seine Beschwerden tun kann. Wer mehr dazu wissen möchte, der kann gerne meinen ausführlicheren Blog-Beitrag auf coachfrog.ch zu diesem Thema lesen.
Claudia Haag ist Psychologin und Psychotherapeutin bei der Jugendseelsorge Zürich.
claudia.haag@jugendseelsorge.ch
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