Die Erde soll dröhnen - vom Gesang
Barmherzigkeit liegt Papst Franziskus besonders am Herzen. Deshalb hat er unter dem Motto „Barmherzig wie der Vater“ ein Heiliges Jahr ausgerufen. Begleitet wird dieses Jahr von unter anderem von einem Lied in verschiedensten Sprachen. Die deutschsprachige Übersetzung der Hymne zum Jahr der Barmherzigkeit hat Zürcher Wurzeln in der Pfarrei Aesch-Birmensdorf-Uitikon. Genauer: Die Pfarreibeauftrage Petra Leist hatte die Gelegenheit, diese Übersetzung zusammen mit dem Komponisten zu erarbeiten. Sie regte auch die Übersetzung in afrikanische Sprachen an – und hat bereits eine weitere, weltumspannende Idee, von der sie im Folgenden erzählt:
Seit 20 Jahren kenne ich den Autor Eugenio Costa SJ und den Komponisten Paul Inwood der Hymne zum Jahr der Barmherzigkeit über „Universa Laus“ , den internationalen und interdisziplinären Studienkreis für Gesang und Musik in der Liturgie. Dieser trifft sich einmal jährlich auf internationaler Ebene. Ich hatte die Gelegenheit, die deutschsprachige Übersetzung mit ihnen gemeinsam zu erarbeiten.
Eugenio Costa, der Texter
Eugenio Costa SJ (auf dem Foto mit weissem Hemd und Brille in Loreto 2014) lebt und arbeitet in Rom. Trotz hohen Alters versucht er, zu den jeweils im August immer in einem anderen Land stattfindenden Tagungen zu kommen, dies nun seit fast 50 Jahren. Das heisst, er ist fast solange dabei, wie es „Universa Laus“, gibt, denn dieses Jahr wird goldenes Jubiläum gefeiert (16.-20. August in Lugano/Gazzada).
Paul Inwood, der Komponist
Paul Inwood ist in Grossbritannien daheim und ich schätze seine – nach meinem Empfinden – eingängigen und spirituellen Kompositionen.
Letzten Sommer auf der Tagung in Traunstein (D) konnte Paul berichten, dass die Entscheidung für die Musik – noch recht frisch – auf ihn gefallen ist. Aus gut 30 Vorschlägen wurde seiner anfangs August ausgewählt. Lustig erzählte er, wie er vom Vatikan eingeladen wurde, mitzumachen, und wie er, um sich der Aufgabe zu nähern, Eugenio anrief mit der Frage: „Ich soll die Musik zu dem Text der Hymne machen – weisst Du etwas darüber?“ Und dass Eugenio geantwortet habe: „Ich weiss alles, denn ich habe sie geschrieben“. Wie hektisch alles zuging, was alles innert weniger Tage nach dem „Zuschlag“ noch verlangt wurde (Chorsätze, Partituren, Gitarrengriffe …) und die Erwartung, dass alles natürlich gratis sei, er die Rechte überlassen möge und so weiter, sorgte für weitere Schmunzler.
Der Inhalt zählt
Nun ist ein weltweit gedachtes Lied immer ein Kompromiss, musikalisch und stilistisch, aber ich finde, der Gedanke zählt. Der Hymnus, hier in einem Hörbeispiel , nimmt Elemente der Gregorianik wie auch von Taizé auf. Der Refrain (in aeternum misericordia eius – ewig währt sein Erbarmen) und die Antiphon (Misericordes sicut Pater! Misericordes sicut Pater! – barmherzig wie der Vater) bleiben Lateinisch und sind sehr einfach.
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Dankt dem Vater, denn er ist gut
Gott schuf die Welt mit Weisheit
Gott führt sein Volk durch die Zeiten
Gott verzeiht seinen Kindern und nimmt sie auf -
Dankt dem Sohn, Licht der Völker
Er liebte uns mit einem Herzen aus Fleisch
Wie wir empfangen, lasst uns auch geben
Offenen Herzens denen, die hungern und dürsten -
Bitten wir den Geist um die sieben heiligen Gaben
Quelle alles Guten und süsseste Wohltat
Von ihm getröstet, lasst uns trösten
Liebe hofft und trägt alles -
Erbitten wir Frieden vom Gott allen Friedens
Die Erde wartet auf die Botschaft seines Reiches
Freude und Vergebung in den Herzen der Kleinen
Himmel und Erde werden neu
Die vier Strophen sind Bibelzitate – die erste beschäftigt sich mit Gott, die zweite geht um den Sohn, die dritte um den Heiligen Geist, die vierte spricht von Frieden – und sollen in die Landessprachen übersetzt werden.
Deutsche Übersetzung aus dem Kanton Zürich
Ich durfte also in Pauls Auftrag die deutsche Übersetzung bereitstellen. Mit ihm habe ich vorallem über die „süsseste Wohltat“, das „Willkommen der Kinder“ und das „Herz aus Fleisch“ diskutiert. „Gott“ statt „er“ zu nehmen, kam gleich durch, mein „menschliches Herz“ jedoch nicht. Mit Eugenio habe ich genau das noch einmal aufgenommen und er berichtete, dass auch im Italienischen und weiteren Sprachen das nicht einfach sei. Ob man im Zweifel dem biblischen Zitat oder einem entwickelten Sprachgefühl den Vorzug geben will, sei Ermessensfrage. Statt der „Wohltat“ stand „Erlösung“ zur Debatte, was für uns umgangssprachlich auch verwendet wird, ihm jedoch war es zu nah an dem Begriff, der im Englischen im Bezug zu Christus steht).
…und ferienhalber Übersetzungen in afrikanische Sprachen
Inzwischen war ich in Kenia in den Ferien und nutzte meine dortigen Kontakte zu einer Übersetzung in die afrikanischen Sprachen Kisuaheli und Dholuo. Eine Ordensschwester, ein Priester und ein Chorleiter bemühten sich um den Text.
Das Foto zeigt Sr. Brendan Rading und mich beim ersten Übersetzungs-Entwurf in Lwak am Viktoriasee.
Die Postulantinnen der Franziskanerinnen bei der Gesangsprobe. Der Kathedralchor der Erzdiözese Kisumu nahm den Hymnus bereits mehrstimmig auf.
Diese kurze Videosequenzen zeigen die Proben unter freiem Himmel in Kenia und lassen das Lied in Kisuaheli und Dholuo erklingen:
Die Hymne zum Jahr der Barmherzigkeit in Kishuaheli…
sowie erstmals und gleich mehrstimmig in Dholuo!
Vielfältig einsetzbarer Hymnus
Die Gottesdienstgemeinde in meiner Pfarrei sang den Refrain spontan und sogar Kinder sind stolz, etwas Latein zu können, unser Singkreis hat es mehrstimmig drauf. Besonders lustig war, als wir den Hymnus einmal als Fürbittruf nutzten, dass ein Kind die Melodie laut weiter vor sich her „lalate“, als die ganze Kirche schon still war. Gern setze ich das Lied auch als Credo ein, die letzte Strophe manchmal als Friedenslied, und sonst passt es natürlich auch an viele andere Stellen der sonntäglichen Liturgie oder für eine andere Gebets- und Gottesdienstform.
Eine Idee lässt mich nicht mehr los: Was wäre, wenn Am 20. August 2016 weltweit und zeitgleich um 20.00 Uhr (MEZ) das Lied gesungen würde? – Die Erde würde dröhnen vom Lob Gottes!
Machst du mit?
Dann melde dich bei mir per Mail
Petra.leist@zh.kath.ch
oder telefonisch 044 491 95 00
Weiteres zur Hymne findet sich auch auf der
Homepage der Pfarrei Birmensdorf
Das Liedblatt mit dem deutschen Text kann
hier
heruntergeladen werden.
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