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Die Erde soll dröhnen - vom Gesang

Die Erde soll dröhnen - vom Gesang
Redaktionsteam
Katholische Kirche im Kanton Zürich
Die Beiträge im Blog geben die Haltung der Autoren wider und müssen nicht in jedem Fall mit der offiziellen Haltung der kirchlichen Körperschaft übereinstimmen.
Katholische Kirche im Kanton Zürich
18. März 2016

Barmherzigkeit liegt Papst Franziskus besonders am Herzen. Deshalb hat er unter dem Motto „Barmherzig wie der Vater“ ein Heiliges Jahr ausgerufen. Begleitet wird dieses Jahr von unter anderem von einem Lied in verschiedensten Sprachen. Die deutschsprachige Übersetzung der Hymne zum Jahr der Barmherzigkeit hat Zürcher Wurzeln in der Pfarrei Aesch-Birmensdorf-Uitikon. Genauer: Die Pfarreibeauftrage Petra Leist hatte die Gelegenheit, diese Übersetzung zusammen mit dem Komponisten zu erarbeiten. Sie regte auch die Übersetzung in afrikanische Sprachen an – und hat bereits eine weitere, weltumspannende Idee, von der sie im Folgenden erzählt:

Petra leist
Seit 20 Jahren kenne ich den Autor Eugenio Costa SJ und den Komponisten Paul Inwood der Hymne zum Jahr der Barmherzigkeit über „Universa Laus“ , den internationalen und interdisziplinären Studienkreis für Gesang und Musik in der Liturgie. Dieser trifft sich einmal jährlich auf internationaler Ebene. Ich hatte die Gelegenheit, die deutschsprachige Übersetzung mit ihnen gemeinsam zu erarbeiten.

Eugenio Costa, der Texter

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Eugenio Costa SJ (auf dem Foto mit weissem Hemd und Brille in Loreto 2014) lebt und arbeitet in Rom. Trotz hohen Alters versucht er, zu den jeweils im August immer in einem anderen Land stattfindenden Tagungen zu kommen, dies nun seit fast 50 Jahren. Das heisst, er ist fast solange dabei, wie es „Universa Laus“,  gibt, denn dieses Jahr wird goldenes Jubiläum gefeiert (16.-20. August in Lugano/Gazzada).

Paul Inwood, der Komponist

Paul Inwood ist in Grossbritannien daheim und ich schätze seine – nach meinem Empfinden – eingängigen und spirituellen Kompositionen.

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Letzten Sommer auf der Tagung in Traunstein (D) konnte Paul berichten, dass die Entscheidung für die Musik – noch recht frisch – auf ihn gefallen ist. Aus gut 30 Vorschlägen wurde seiner anfangs August ausgewählt. Lustig erzählte er, wie er vom Vatikan eingeladen wurde, mitzumachen, und wie er, um sich der Aufgabe zu nähern, Eugenio anrief mit der Frage: „Ich soll die Musik zu dem Text der Hymne machen – weisst Du etwas darüber?“ Und dass Eugenio geantwortet habe: „Ich weiss alles, denn ich habe sie geschrieben“. Wie hektisch alles zuging, was alles innert weniger Tage nach dem „Zuschlag“ noch verlangt wurde (Chorsätze, Partituren, Gitarrengriffe …) und die Erwartung, dass alles natürlich gratis sei, er die Rechte überlassen möge und so weiter, sorgte für weitere Schmunzler.

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Der Inhalt zählt

Nun ist ein weltweit gedachtes Lied immer ein Kompromiss, musikalisch und stilistisch, aber ich finde, der Gedanke zählt. Der Hymnus, hier in einem Hörbeispiel , nimmt Elemente der Gregorianik wie auch von Taizé auf. Der Refrain (in aeternum misericordia eius – ewig währt sein Erbarmen) und die Antiphon (Misericordes sicut Pater! Misericordes sicut Pater! – barmherzig wie der Vater) bleiben Lateinisch und sind sehr einfach.

  1. Dankt dem Vater, denn er ist gut
    Gott schuf die Welt mit Weisheit
    Gott führt sein Volk durch die Zeiten
    Gott verzeiht seinen Kindern und nimmt sie auf

  2. Dankt dem Sohn, Licht der Völker
    Er liebte uns mit einem Herzen aus Fleisch
    Wie wir empfangen, lasst uns auch geben
    Offenen Herzens denen, die hungern und dürsten

  3. Bitten wir den Geist um die sieben heiligen Gaben
    Quelle alles Guten und süsseste Wohltat
    Von ihm getröstet, lasst uns trösten
    Liebe hofft und trägt alles

  4. Erbitten wir Frieden vom Gott allen Friedens
    Die Erde wartet auf die Botschaft seines Reiches
    Freude und Vergebung in den Herzen der Kleinen
    Himmel und Erde werden neu

Die vier Strophen sind Bibelzitate – die erste beschäftigt sich mit Gott, die zweite geht um den Sohn, die dritte um den Heiligen Geist, die vierte spricht von Frieden – und sollen in die Landessprachen übersetzt werden.

Deutsche Übersetzung aus dem Kanton Zürich

Ich durfte also in Pauls Auftrag die deutsche Übersetzung bereitstellen. Mit ihm habe ich vorallem über die „süsseste Wohltat“, das „Willkommen der Kinder“ und das „Herz aus Fleisch“ diskutiert. „Gott“ statt „er“ zu nehmen, kam gleich durch, mein „menschliches Herz“ jedoch nicht. Mit Eugenio habe ich genau das noch einmal aufgenommen und er berichtete, dass auch im Italienischen und weiteren Sprachen das nicht einfach sei. Ob man im Zweifel dem biblischen Zitat oder einem entwickelten Sprachgefühl den Vorzug geben will, sei Ermessensfrage. Statt der „Wohltat“ stand „Erlösung“ zur Debatte, was für uns umgangssprachlich auch verwendet wird, ihm jedoch war es zu nah an dem Begriff, der im Englischen im Bezug zu Christus steht).

…und ferienhalber Übersetzungen in afrikanische Sprachen

Inzwischen war ich  in Kenia in den Ferien und nutzte meine dortigen Kontakte zu einer Übersetzung in die afrikanischen Sprachen Kisuaheli und Dholuo. Eine Ordensschwester, ein Priester und ein Chorleiter bemühten sich um den Text.

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Das Foto zeigt Sr. Brendan Rading und mich beim ersten Übersetzungs-Entwurf in Lwak am Viktoriasee.

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Die Postulantinnen der Franziskanerinnen bei der Gesangsprobe. Der Kathedralchor der Erzdiözese Kisumu nahm den Hymnus bereits mehrstimmig auf.

Diese kurze Videosequenzen zeigen die Proben unter freiem Himmel in Kenia und lassen das Lied in Kisuaheli und Dholuo erklingen:

Die Hymne zum Jahr der Barmherzigkeit in Kishuaheli…

sowie erstmals und gleich mehrstimmig in Dholuo!

Vielfältig einsetzbarer Hymnus

Die Gottesdienstgemeinde in meiner Pfarrei sang den Refrain spontan und sogar Kinder sind stolz, etwas Latein zu können, unser Singkreis hat es mehrstimmig drauf. Besonders lustig war, als wir den Hymnus einmal als Fürbittruf nutzten, dass ein Kind die Melodie laut weiter vor sich her „lalate“, als die ganze Kirche schon still war. Gern setze ich das Lied auch als Credo ein, die letzte Strophe manchmal als Friedenslied, und sonst passt es  natürlich auch an viele andere Stellen der sonntäglichen Liturgie oder für eine andere Gebets- und Gottesdienstform.

Petra leist
Eine Idee lässt mich nicht mehr los: Was wäre, wenn Am 20. August 2016 weltweit und zeitgleich um 20.00 Uhr (MEZ) das Lied gesungen würde? – Die Erde würde dröhnen vom Lob Gottes!

Machst du mit?

Dann melde dich bei mir per Mail Petra.leist@zh.kath.ch
oder telefonisch 044 491 95 00

Weiteres zur Hymne findet sich auch auf der Homepage der Pfarrei Birmensdorf
Das Liedblatt mit dem deutschen Text kann hier heruntergeladen werden.